Der Schnee knirschte unter unseren Schuhen, und der Atem bildete kleine Wölkchen in der eisigen Luft. Es war ein klarer Wintermorgen. Wir standen bereit, um eine der bekanntesten Winterwanderungen in Finnland zu unternehmen: den Kolmen Kaijan Kierros. Ursprünglich hatten wir uns auf eine gemütliche 7-Kilometer-Wanderung eingestellt. Doch das finnische Winterwunderland hatte andere Pläne für uns, wie sich herausstellen sollte.
Unsere Unterkunft, eine gemütliche Holz-Hütte mitten im Wald, war sowohl Start- als auch Endpunkt unserer Tour. Die ersten Schritte auf dem Wanderweg waren wie eine Verbeugung vor der Natur. Riesige, schneebedeckte Bäume rahmten den Weg ein. Die Stille war fast greifbar. Nur ab und zu unterbrachen ein zwitschernder Vogel oder das ferne Knacken von Eis die Ruhe.
Der Anfang: Eine idyllische Wanderung
Die Strecke begann leicht. Der Kolmen Kaijan Kierros ist gut markiert, und der Schnee schuf eine magische Atmosphäre. Nach etwa zwei Kilometern kamen wir auf eine kleine Anhöhe. Von dort hatten wir einen traumhaften Blick über einen zugefrorenen See. Die Landschaft erinnerte an ein Wintermärchen. Hier machten wir unsere erste kurze Pause. Wir tranken heißen Tee aus der Thermoskanne. Alles verlief nach Plan, und wir genossen jeden Augenblick.
Der Fehler: Ein kleiner Umweg wird zur Herausforderung
Etwa auf halber Strecke, so dachten wir, kamen wir an eine Weggabelung. Die Markierungen waren durch den Schnee teilweise verdeckt, und wir entschieden uns für den rechten Pfad. Erst viel später sollte sich herausstellen, dass dies ein verhängnisvoller Fehler war. Der Weg führte uns tiefer in den Wald. Obwohl wir anfänglich noch Spuren von anderen Wanderern sahen, wurden diese bald seltener.
Die Landschaft war weiterhin beeindruckend, doch irgendwann beschlich uns das Gefühl, dass wir nicht mehr auf der richtigen Strecke waren. Wir konsultierten unsere Karte und stellten fest, dass wir uns einige Kilometer vom eigentlichen Rundweg entfernt hatten. Zurückkehren schien jedoch genauso weit zu sein wie das Fortsetzen des Weges, und so beschlossen wir, weiterzugehen.
Die Strapazen: Kilometer um Kilometer
Der Schnee wurde tiefer, und unsere Schritte schwerer. Wir hatten nicht damit gerechnet, so viel länger unterwegs zu sein, und die Kälte begann, an unseren Kräften zu zehren. Zwischendurch entdeckten wir Tierspuren im Schnee. Sie stammten wahrscheinlich von einem Fuchs. Diese kleinen Begegnungen halfen uns, den Mut nicht zu verlieren. Dennoch: Jeder Schritt wurde zur Herausforderung.
Nach etwa 20 Kilometern hatten wir das Gefühl, als wären wir in einem endlosen Labyrinth aus Schnee und Eis gefangen. Die Dämmerung setzte ein, und die Temperaturen sanken. Zum Glück hatten wir Stirnlampen dabei, sodass wir den Weg weiterhin erkennen konnten. Doch die Erschöpfung machte sich bemerkbar, und wir mussten immer wieder kurze Pausen einlegen, um uns zu sammeln.
Die Erlösung: Zurück zur Hütte
Nach insgesamt 30 Kilometern – und etwa zehn Stunden unterwegs – erreichten wir endlich unsere Hütte. Die Erleichterung war unbeschreiblich. Obwohl wir müde und durchgefroren waren, konnten wir uns ein Lächeln nicht verkneifen. Wir hatten es geschafft! Unsere geplante 7-Kilometer-Wanderung hatte sich in ein tagesfüllendes Abenteuer verwandelt, aber genau diese unerwarteten Wendungen machen eine Reise oft unvergesslich.
Die Sauna: Wohltat für Körper und Seele
Kaum hatten wir die Tür der Hütte geschlossen, zögerten wir nicht lange. Die Sauna war bereits vorgeheizt, und wir konnten es kaum erwarten, uns von der Kälte zu erholen. Der Wechsel zwischen der heißen Sauna und der kalten Luft war belebend und beruhigend zugleich. Während der Dampf unsere Mühe von der Haut wusch, reflektierten wir die Ereignisse des Tages.
In der Sauna realisierten wir, wie glücklich wir uns schätzen konnten. Zwar hatten wir einen langen Umweg gemacht, aber wir waren gesund und sicher zurückgekehrt. Die Strapazen des Tages verwandelten sich in eine Anekdote, die wir mit Stolz erzählen würden.
Fazit: Ein Abenteuer, das bleibt
Die Schneewanderung auf dem Kolmen Kaijan Kierros war weit mehr als nur eine Wanderung. Sie war eine Lektion in Geduld, Teamarbeit und der Bereitschaft, sich auf das Unerwartete einzulassen. Die finnische Winterlandschaft war unser Begleiter. Sie war zugleich unser Herausforderer. Wir haben gelernt, ihre Schönheit zu respektieren. Wir haben auch gelernt, ihre Unbarmherzigkeit zu respektieren.
Würden wir die Wanderung noch einmal machen? Absolut. Doch beim nächsten Mal würden wir sicherstellen, die Markierungen genauer zu beachten und eine detailliertere Karte mitzunehmen. Bis dahin bleibt uns die Erinnerung an einen Tag voller Schnee, Abenteuer und einer wohlverdienten Sauna am Ende des Weges.